Um den bürokratischen Aufwand im Pflegebereich zu mindern, haben das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention und der Medizinische Dienst Bayern eine engere Zusammenarbeit angekündigt. Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach erklärte: „Digitalisierung, Bürokratieabbau und Deregulierung sind der Schlüssel, um überbordende Bürokratie in der Pflege einzudämmen und damit echte Erleichterungen für die Beschäftigten im Arbeitsalltag zu schaffen. Der Medizinische Dienst Bayern ist hier für uns ein wichtiger Partner.“
Zum Antrittsbesuch bei der Staatsministerin am Dienstag betonte die Vorstandsvorsitzende des Medizinischen Dienstes Bayern, Prof. Dr. Claudia Wöhler, die Bedeutung einer engen Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium: „Der gesamte Pflegebereich steht vor einer Herkulesaufgabe. Digitale Vernetzung, weniger Bürokratie und mehr Flexibilität sind die Stellschrauben, an denen wir jetzt drehen müssen, um für die Zukunft gerüstet sein. Wir brauchen dringend effizientere Strukturen und Abläufe, um beispielsweise Pflegebegutachtungen auch weiterhin zügig zu bearbeiten. Deswegen ist dieser Schulterschluss mit dem Ministerium für die Pflege so wichtig.“
Positive Erfahrungen habe man bereits mit der unterlagengestützten digitalen Begutachtung von Versicherten, die in Pflegeeinrichtungen leben, gemacht. Sie erleichtere die Arbeit, beschleunige Prozesse und verbessere die Qualität, so Wöhler weiter. „Diese Erkenntnisse werden aktuell im Synergieprojekt ‚Pflegedokumentation und Pflegebegutachtung‘ mit zahlreichen Leistungserbringern verstetigt und weiterentwickelt.“
Gerlach und Wöhler begrüßen zudem das im Eckpunktepapier zum Pflegekompetenzgesetz geplante Modellprojekt zur Feststellung der Pflegebedürftigkeit nach § 18 SGB XI durch Pflegefachpersonen in der Langzeitpflege. „Das vorläufige Eckpunktepapier ist ein wichtiger Schritt nach vorne für den Pflegeberuf, und viele dieser Maßnahmen hat Bayern immer wieder vorgeschlagen. Das angekündigte Pflegekompetenzgesetz wird die Care-Arbeit grundlegend verändern, da es den Pflegeberuf auf eine neue Stufe bringt“, erklärte Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach. „Unsere Pflegekräfte sind unverzichtbar und wir müssen sie und ihren Beruf auch entsprechend wertschätzen. Dazu gehört, dass wir sie über ihre bisherigen Tätigkeiten hinaus fördern, ihnen mehr Verantwortung übertragen und sie stärker in wichtige Prozesse einbinden.“
Gerlach sieht in der geplanten Pflegebegutachtung durch versorgende Pflegefachkräfte eine große Chance für den Pflegeberuf und betonte die Wichtigkeit eines Modellprojekts auf Bundesebene. Sie machte deutlich, dass dies nun zügig angegangen werden müsse und Bayern diesen Prozess gerne eng begleite, wenn möglich mit einem Modellprojekt in Bayern. „Wir setzen auf Professionalisierung und Spezialisierung. Ich bin mir sicher, dass wir mit dem Modellprojekt sehr gute Ergebnisse erzielen werden“, sagte Gerlach.
Der Medizinische Dienst Bayern unterstützt dieses Vorhaben. „Für ein bayerisches Modellprojekt stehen wir jederzeit als Partner zur Verfügung“, so Wöhler. Eine entsprechende Zusammenarbeit könnte sich der Medizinische Dienst Bayern im Bereich der stationären Einrichtungen für Höherstufungen im Anschluss an entsprechende Weiterbildungen der Pflegekräfte in den Einrichtungen gut vorstellen. Ziel müsse sein, Pflegebedürftigen in stationären Einrichtungen eine zügige Begutachtung zu ermöglichen, engagierten Pflegefachkräften mehr Verantwortung zu übertragen und Synergien in der Zusammenarbeit zwischen dem Medizinischen Dienst und den Einrichtungen zu ermöglichen. „Um für die kommenden Aufgaben in der Pflege gerüstet zu sein, ist das Eckpunktepapier aus Berlin ein richtiger Ansatz. Angesicht des demografischen Wandels und der aktuellen Situation müssen wir die Synergien im Bereich Pflege und die Kompetenzen der gut ausgebildeten Fachkräfte besser nutzen. Die Vorschläge aus Berlin begrüßen wir, dennoch liegt noch ein weiter Weg vor uns“, so Wöhler abschließend.