Bürokratieabbau in bayerischen Krankenhäusern
Mehr Zeit für Versicherte
… und weniger bürokratischer Aufwand in Kliniken soll durch ein Modellprojekt erreicht werden, das der Medizinische Dienst Bayern mitinitiiert hat.
„Weniger Bürokratie und Dokumentation schafft mehr Freiraum für das, was in Kliniken im Mittelpunkt steht: Patientinnen und Patienten bestmöglich versorgen“, erklärt Dr. Christine Adolph, Stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Medizinischen Dienstes Bayern, den Leitgedanken des Modellprojektes „Bürokratieabbau in bayerischen Krankenhäusern“. Vor dem Hintergrund einer zunehmend angespannten Personalsituation in Krankenhäusern gelte es umso mehr, auf unnötige bürokratische Tätigkeiten zu verzichten. In einem Gespräch zwischen der Vorstandsvorsitzenden Prof. Dr. Claudia Wöhler und dem damaligen Bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek entstand daher Anfang 2023 die Idee zu diesem Modellprojekt, das bereits kurze Zeit später umgesetzt wurde. „Das Modellprojekt hatte Signalwirkung, das ist an vielen Anfragen innerhalb der Gemeinschaft der Medizinischen Dienste zu spüren und auch auf politischer Ebene“, betont Dr. Adolph.
Gemeinsam für konkrete Lösungen
Vier Monate lang arbeiteten neben dem Medizinischen Dienst Bayern als Projektpartner die AOK Bayern, die Bayerische Krankenhausgesellschaft und der Bürokratieabbau-Beauftragte des Freistaats Bayern, Walter Nussel, sowie 16 ausgewählte bayerische Kliniken zusammen. Die Hochschule Fresenius begleitete das Modellprojekt unter der Leitung von Professor Andreas Beivers wissenschaftlich. „In einem sehr vertrauensvollen und intensiven Dialog ist es gelungen, praktikable Maßnahmen zu identifizieren, die für konkrete Erleichterungen sorgen“, zeigt sich Dr. Wolfgang Neber, Leiter Krankenhaus, zufrieden. Die Ergebnisse wurden in einem Handlungsplan festgehalten, der zehn konkrete Lösungsansätze umfasst. Dazu zählen z. B. aufwandsärmere Struktur- und Qualitätsprüfungen, die Entschlackung von Krankenhausabrechnungsprüfungen sowie die Verbesserung des Einweisungs- und Entlassmanagements.
„Wichtig war bei allen Überlegungen: Die Qualität muss weiterhin garantiert bleiben, es dürfen also trotz eines geringeren Aufwandes keine Schlupflöcher entstehen“, so Dr. Neber. Deutlich wurde dabei auch: Die möglichen Entlastungspotenziale sind stark vom Digitalisierungsgrad des einzelnen Hauses abhängig, sodass eine Quantifizierung der gesamten Entbürokratisierungseffekte durch das Modellprojekt kaum möglich ist. „Auf den Medizinischen Dienst Bayern bezogen können wir aber sagen: Alles, was im Handlungsplan steht, haben wir umgesetzt“, sagt Dr. Adolph.
Engagiert auf allen Ebenen
Entscheidende Hebel zum Bürokratieabbau liegen außerdem auf Bundesebene. Da diese Prozesse oft langsam laufen, engagiert sich der Medizinische Dienst Bayern hier verstärkt, wie Dr. Adolph erklärt: „Wir setzen uns auf allen Ebenen dafür ein, dass Dinge beschleunigt werden, bringen unsere Expertise verstärkt zur Geltung und sind in den wesentlichen Gremien, die gehört werden, vertreten.“
Expertinnen und Experten zum Modellprojekt Bürokratieabbau:
„Weniger Bürokratie und Dokumentation schafft mehr Freiraum für das, was in Kliniken im Mittelpunkt steht: Patientinnen und Patienten bestmöglich versorgen“,
Dr. Christine Adolph, Stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Medizinischen Dienstes Bayern
„Wichtig war bei allen Überlegungen: Die Qualität muss weiterhin garantiert bleiben, es dürfen also trotz eines geringeren Aufwandes keine Schlupflöcher entstehen.“
Dr. Wolfgang Neber, Leiter Krankenhaus des Medizinischen Dienstes Bayern
„Wir sind sehr dankbar für diese sehr praktische Initiative zur Entbürokratisierung in Bayern auf Initiative von Staatsminister Holetschek und dem Medizinischen Dienst, den wir ebenso wie die Krankenkassen als Partner im Gesundheitswesen ansehen. Wir zeigen in den Kliniken, dass wir selber Verantwortung zum Abbau von Bürokratie übernehmen und lösungsorientiert sind. Wir freuen uns, dass dies auch beim Medizinischen Dienst und der AOK als beteiligte Krankenkasse der Fall ist.“
Roland Engehausen, Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft e. V.
„Grenzen für die im Rahmen des Modellprojektes identifizierten Handlungsmöglichkeiten zeigten sich dort, wo bürokratische Vorgaben durch Bundesrecht verbindlich vorgegeben sind. Hier wurden konkrete Forderungen an die Bundesebene formuliert, welche maßgeblich in der Verantwortung ist.“
Prof. Dr. Andreas Beivers, Professor für Volkswirtschaftslehre und Gesundheitsökonomie, Hochschule Fresenius München
10-Punkte-Plan
In Praxisworkshops mit 16 ausgewählten bayerischen Kliniken wurden praktikable Maßnahmen und Handlungsansätze erarbeitet, die den Arbeitsalltag von Beschäftigten erleichtern. Darauf basierend wurden zehn konkrete Punkte formuliert, die zukünftig für eine Reduzierung des bürokratischen Aufwands sorgen werden.
- Weniger Dokumentation und weniger Mehrfachmeldungen
- Große Errungenschaft: Vereinfachung bei Zusatzentgelten und neuen Untersuchungs- und Behandlungsmethoden
- Aufwandsärmere Strukturprüfungen und Qualitätskontrollen
- Entschlackung von Krankenhausabrechnungsprüfungen
- Prüfung der Nutzenrelevanz der OPS-Komplexcodes
- Optimierung der medizinischen Begründungen
- Verbesserung von Einweisungs-und Entlassmanagement
- Kontuierung und Definition: Soziale Indikation
- Etablierung eines Modellprojekts zu „Vorabprüfungen“
- Stärkung von Digitalisierung und Automatisierung